Fri Sep 19
Junkfood-Werbung in Computerspielen: McDonald’s, Red Bull, Mondelez & Co. ködern gezielt Kinder
2025-09-19
HaiPress
Immer mehr Lebensmittelkonzerne nutzen die Gaming-Welt,um Kinder und Jugendliche mit Junkfood-Werbung zu ködern. Das ist das Ergebnis einer Recherche der Verbraucherorganisation foodwatch. Die Hersteller werben in beliebten Computerspielen wie Minecraft,Roblox und Fortnite,bringen eigene Spiele heraus und nutzen die Popularität bekannter Streamer:innen,um zuckrige Getränke,fettige Snacks und Süßwaren gezielt an Kinder zu vermarkten. foodwatch forderte umfassende Werbeschranken für ungesunde Lebensmittel,die auch digitale Kanäle und Videospiele einschließen.
„Ob Roblox,Fortnite oder Minecraft – wo Kinder zocken,ist Junkfood-Werbung nicht weit. Games sind das neue Kinderfernsehen – und die Werbung darin genauso manipulativ. Die Industrie hat erkannt,dass digitale Spielwelten ein Türöffner sind,um schon die Jüngsten auf den Geschmack fettiger Snacks und überzuckerter Getränke zu bringen. Anstatt Kinder vor Junkfood-Werbung zu schützen,schaut die Bundesregierung weiter tatenlos zu“,kritisierte Luise Molling von foodwatch.
Games spielen eine immer größere Rolle als Marketingkanal. Laut dem Digitalverband Bitkom verbringen 10- bis 18-jährige durchschnittlich 1,5 Stunden am Tag mit Videospielen. Roblox,Minecraft und Fortnite zählen zu den beliebtesten Games bei Kindern ab sechs Jahren.
Die Unternehmen nutzen diese Kanäle bewusst für das sogenannte „in-game advertising“ oder produzieren gleich ganze Spielwelten selbst. Auch Streamer:innen,denen teils hunderttausende beim Spielen beliebter Games zuschauen,sind für Lebensmittelkonzerne zu wichtigen Werbebotschaftern geworden.
Kooperation mit beliebten Computerspielen:
McDonald’s kooperiert mit dem bei Kindern beliebtesten Videospiel Minecraft: Zum Kino-Start des Minecraft-Films im Frühjahr 2025 gab es bei McDonalds ein Minecraft-Menu mit Sammelfiguren und einer Sammelkarte,mit der im Spiel sogenannte „Skins“ im McDonalds-Stil aktiviert werden konnten,die den Spielfiguren ein anderes Aussehen verleihen.
Roblox ist eine bereits bei kleinen Kindern beliebte Online-Spieleplattform,in dem die Nutzer:innen sowohl eigene Computerspiele erstellen als auch die Spiele andere Anbieter spielen können. Mondelez veröffentlichte 2024 das Roblox-Spiel „Sour Patch Kids Tycoon“,in dem Kinder virtuelle Süßigkeiten sammeln – über vier Millionen Mal wurde das Spiel bereits gespielt.
Mit der „Fizzooka“ stellte der deutsche Kaubonbon-Hersteller Mentos im Frühjahr 2025 eine Art Raketenwerfer im insbesondere bei männlichen Teenagern beliebten Computerspiel Fortnite zur Verfügung.
Der Süßwarenhersteller Chupa Chups bietet seiner jungen Zielgruppe zwei Roblox-Spielwelten: einen Süßigkeiten-Freizeitpark („Candyland“) und eine Skate-Welt mit Graffiti-Elementen. Zusammen verzeichneten die Spiele seit 2023 über sechs Millionen Besuche.
Eigene Spiele:
Der Energydrink-Marktführer Red Bull hat in den vergangenen Jahren mehrere eigene Spiele herausgebracht: „Playgrounds“,„Bike Unchained“ oder „Offroad Unchained“ wurden millionenfach heruntergeladen und bieten den jungen Gamer:innen kostenlosen Spielspaß,bei dem das Red Bull Logo ständig präsent ist.
Auch der italienische Süßwarenhersteller Loacker hat das Potential der Gamification erkannt und mit dem „Tortina Run Game“ 2023 ein browserbasiertes Jump and Run-Spiel im Super Mario-Retro-Stil entwickelt,bei dem man vor allem eins tun muss: Waffeln und Kekse sammeln. Loacker war mit einer überarbeiteten Version des Spiels kürzlich auch auf der Gamescom präsent.
Vermarktung über populäre Gamer:innen:
Trymacs ist Streamer mit über zwei Millionen Follower:innen,dem auf Youtube und dem Live-Streaming-Portal Twitch hunderttausende dabei zusehen,wie er Fortnite,Minecraft oder Pokémon spielt. Seit September 2024 vertreibt er mit dem Entertainer Knossi und dem Food-Startup Lanch seine eigene Kartoffelchips-Marke „Happy Chips“ und setzt diese beim Streamen prominent in Szene.
Keine Marke ist im Gaming so präsent wie Red Bull: Neben Gaming-Life-Events,eigens produzierten Online-Games und dem Sponsoring von E-Sport-Mannschaften setzt der österreichische Getränkekonzern auch auf Kooperationen mit Streamer:innen,zum Beispiel mit Papaplatte. Der bei jungen Gamer:innen beliebte Streamer nimmt regelmäßig an Red Bull-Events teil,wird als offizieller E-Sport-Athlet bei Red Bull gelistet und hat in seinen Streams ständig einen gefüllten Red Bull-Kühlschrank im Hintergrund.
foodwatch bewertet die Marketingstrategien der Konzerne kritisch: Werbung für Ungesundes habe einen negativen Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten von Kindern,die ohnehin schon bereits doppelt so viele Süßwaren und Snacks zu sich nehmen wie empfohlen. Die Verbraucherorganisation spricht sich – gemeinsam mit Kinderärzt:innen und Krankenkassen – seit Langem für eine Begrenzung der an Kinder gerichteten Werbung für Ungesundes aus. foodwatch forderte Bundesernährungsminister Alois Rainer auf,die an der FDP gescheiterten Pläne seines Vorgängers Cem Özdemir für Junkfood-Werbeschranken wieder aus der Schublade zu holen und endlich umzusetzen.
Quellen und weiterführende Informationen:
Fotostrecke (zum Download)
Bitkom: Gaming: Kinder und Jugendliche spielen rund 1,5 Stunden pro Tag
Zu den beliebtesten Videospielen bei Kindern gehören Minecraft,Roblox und Fortnite
PM foodwatch e.V.