Als Gegenpol zur Wall Street Merz fordert gemeinsame EU-Börse

2025-10-17     https://www.spiegel.de/wirtschaft/friedrich-merz-bundeskanzler-will-gemeinsame-europaeische-boerse-a-ecfdd5bf-5ed8-40f4-8563-ba972f4bfc7f HaiPress

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Friedrich Merz

Foto: Annegret Hilse / REUTERS

Weg von der Wall Street,hin zur gemeinsamen europäischen Börse? Das hat Bundeskanzler Friedrich Merz gefordert. »Wir brauchen eine Art European Stock Exchange,damit erfolgreiche Unternehmen wie zum Beispiel Biontech aus Deutschland nicht an die New Yorker Börse gehen müssen«,sagte der CDU-Chef in der Regierungserklärung zum EU-Gipfel im Bundestag. Er griff damit eine Debatte auf,die seit Jahren in der EU läuft,ohne dass es aber bisher zu Lösungen kam.

»Unsere Unternehmen brauchen einen ausreichend breiten und tiefen Kapitalmarkt,damit sie sich besser und vor allem schneller finanzieren können«,betonte Merz nun. Dazu müsse man auch die EU-Kapitalmarktunion vollenden. Nur so bleibe Wertschöpfung aus deutscher und europäischer Forschung in Europa.

Hintergrund ist,dass sich Firmen mit Wurzeln in Deutschland wie Linde,Birkenstock oder Biontech an der Wall Street statt an der Frankfurter Börse listen lassen. Die einzelnen europäischen Börsen gelten häufig als zu klein im Vergleich zum US-Finanzmarkt. Das Entstehen einer gemeinsamen Börse in der EU scheiterte auch an der nationalen Konkurrenz,etwa zwischen den Finanzmarktplätzen Frankfurt und Paris.

Zersplitterter Kapitalmarkt in der EU

In Frankfurt am Main sitzt die Europäische Zentralbank (EZB),in Paris die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA). Merz hatte bereits im Juni kritisiert,dass der Kapitalmarkt in der EU zu zersplittert sei,obwohl man mehr Einwohner als die USA und Kanada zusammen habe.

Der Kanzler hatte vergangene Woche zudem auch eine Deregulierung des Bankensektors in der EU gefordert,ohne Details zu nennen. »Die Banken sind zu stark reguliert«,sagte er. Deshalb könnten sie Unternehmen oft nicht die von diesen benötigte Finanzierung anbieten. Das hemme das Wachstum.

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»Deutschland setzt sich auf europäischer Ebene für eine Vereinfachung der Finanzmarktregulierung ein«,sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Ziel sei es,die Wettbewerbsfähigkeit Europas und des Finanzstandorts Deutschland zu verbessern,ohne die Stabilität des Finanzsystems zu gefährden. Derzeit liefen in Europa verschiedene Arbeitsstränge für die Vereinfachung von Bankenregulierung und Aufsicht. Involviert seien die Europäische Kommission,die EZB und die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (European Banking Authority,EBA). Ergebnisse liegen bislang nicht vor.

Die EU-Kommission hat für das nächste Jahr einen Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit des Bankensektors angekündigt. »Wir sind mit allen maßgeblichen Akteuren und Stakeholdern im Austausch und werden uns in diesen Prozess einbringen«,so die Brüsseler Behörde.

esk/Reuters

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