Thu Sep 18
Landkreise Göppingen und Ostalbkreis erstmals gemeinsam bei Europäischer Mobilitätswoche – Starkes Zeichen für Mobilität über Kreisgrenzen hinweg im Schurwald
2025-09-18
HaiPress
Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche haben die Landräte des Landkreises Göppingen,Markus Möller,und des Ostalbkreises,Dr. Joachim Bläse,gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Umweltbundesamts,der kommunalen Familie sowie des regionalen Busunternehmens OVG im Rathaus Birenbach die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen für eine zukunftsfähige Mobilität im
Schurwald vorgestellt.
Das Pressegespräch unter dem Motto „Mobilität für alle“ wurde von einer gemeinsamen ÖPNV-Fahrt begleitet. Einige Teilnehmer trafen sich zunächst am Neubau des Göppinger Landratsamts,bevor es mit einem Elektrofahrzeug der Firma DEER Mobility E-Carsharing nach Lorch und anschließend mit der Buslinie 931 weiter nach Birenbach ging – einem zentralen Knotenpunkt im ländlich geprägten Schurwaldraum. Ziel war es,konkrete Projekte vor Ort erlebbar zu machen und den fachlichen Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern von Politik,Verwaltung,Presse und Verkehrsunternehmen zu fördern.
Umweltgerechte Mobilität in Zeiten knapper Kassen
In seiner Einführung betonte Landrat Möller,dass es angesichts angespannter Haushaltslagen nicht leichtfalle,über ambitionierte Mobilitätsziele zu sprechen. Dennoch sei es wichtig,sich den Herausforderungen zu stellen. „Wir wollen ein gutes Angebot für die Bürger sicherstellen. Der Öffentliche Nahverkehr ist bei uns nach wie vor eine freiwillige Aufgabe der Daseinsvorsorge. Die Zuschüsse von Bund und Land reichen aber bei Weitem nicht aus,um ambitionierte flächendeckende und klimagerechte Angebote zu sichern“,so Möller. Die weitreichenden Ziele,etwa im Klimaschutz oder bei der Grundversorgung im ländlichen Raum,wie sie der Nahverkehrsplan vorsieht,stießen zunehmend auf die Realität dramatisch belasteter Kreisfinanzen.
Umso wichtiger sei es,vorhandene Strukturen immer wieder zu analysieren,Synergien zu nutzen und die Zusammenarbeit über Kreisgrenzen hinweg zu intensivieren. „Der Ostalbkreis und der Landkreis Göppingen sind verlässliche Partner“,sagte Möller. Als Beispiel nannte Möller die langjährige Kooperation im Schurwaldraum,in dem der Überlandverkehr vom Landkreis Göppingen bis nach Schorndorf,Lorch und Schwäbisch Gmünd grenzüberschreitend organisiert wird.
Landrat Dr. Joachim Bläse ordnete im Rahmen des Gesprächs die aktuellen Entwicklungen im Bereich Mobilität aus Sicht des Ostalbkreises ein und lobte die kreisgrenzenübergreifende Zusammenarbeit: „Aufgrund der angespannten Haushaltslage des Ostalbkreises mussten wir dieses Jahr auch beim ÖPNV-Angebot Einsparungen in einer Größenordnung von 2 % der Verkehrsleistung vornehmen. Dies wurde insbesondere durch die Streichung sehr schwach nachgefragter Kurse und betriebliche Optimierungen erreicht.
Gleichzeitig konnten aber auch gezielte Angebotsverbesserungen umgesetzt werden. Hierzu zählt neben dem Verkehrskonzept für den Raum Aalen/Oberkochen/Härtsfeld auch die Einführung eines attraktiven Stadtbusverkehrs in Lorch und die aktuelle Aufwertung der kreisgrenzenübergreifenden Linien im Raum Lorch/Göppingen/Schwäbisch Gmünd/Alfdorf.
Insbesondere im ländlichen Raum kann ein verlässlicher Takt mit attraktiven Fahrtzeiten dazu beitragen,mehr Menschen für die Nutzung des ÖPNV zu gewinnen. Aufgrund der intensiven kreisübergreifenden Verkehrsverflechtungen im westlichen Teil des Ostalbkreises bin ich über die hervorragende Zusammenarbeit mit den Nachbarlandkreisen und den örtlichen Verkehrsunternehmen sehr dankbar.“
Stärkung des Busangebots – Linie X93 im Fokus
Ein zentrales Projekt stellt die Schnellbuslinie X93 dar,die seit 2019 Göppingen mit Lorch verbindet und dort eine wichtige Verknüpfung zum Regionalverkehr (MEX) bietet. Die Linie wurde ursprünglich vom Landkreis Göppingen initiiert und wird seit 2021 im Rahmen der VVS-Integration vom Verband Region Stuttgart getragen – mit einer Aufgabenträgerschaft von 75 %; der Landkreis Göppingen finanziert den außerhalb der Region Stuttgart liegenden Abschnitt weiterhin mit 25 %.
Mit der aktuellen Neuausschreibung im Rahmen des Landes-Regiobus-Programms (50 % Landeszuschuss) soll die Linie nochmals aufgewertet werden: Der Takt wird in den Hauptverkehrszeiten auf einen 30-Minuten-Rhythmus verdichtet. Beide Landkreise übernehmen die anteilige Kofinanzierung,profitieren aber von einem wirtschaftlich sehr guten Ausschreibungsergebnis. Betreiber bleibt weiterhin die OVG,deren Geschäftsführer Isidor Frey beim Pressegespräch anwesend war.
Parallel dazu werden die bestehenden Buslinien 931 (Lorch),932 (Schwäbisch Gmünd) und 935 (Schorndorf) neu geordnet,was zu besseren Anschlüssen,kürzeren Fahrzeiten und optimierter Verknüpfung mit dem Fernverkehr führt – etwa mit dem IC in Schwäbisch Gmünd Richtung Nürnberg. Besonders hervorzuheben ist die beschleunigte Linienführung über Adelberg sowie die Einführung einer neuen Linie im Rems-Murr-Kreis von Unter- und Oberberken nach Schorndorf. Die Maßnahmen führen zu einem schlüssigeren Gesamtangebot – ohne zusätzliche Kosten,in Teilen sogar mit Einsparungen für den
Landkreis Göppingen. Der Ostalbkreis beteiligt sich neu am Angebot und profitiert seinerseits vom stimmigeren Angebot.
Elektromobilität & Carsharing als ergänzendes Angebot
Ergänzend wurde das seit Jahren etablierte E-Carsharing-Angebot der Firma DEER Mobility vorgestellt. In enger Kooperation mit dem Albwerk Geislingen und zahlreichen Städten und Gemeinden wurde ein kreisweites Netz an E-Carsharing-Stationen aufgebaut – mit über 20 Standorten,darunter demnächst auch in Birenbach. Das System bietet flexible,stationsungebundene Nutzungsmöglichkeiten – auch über Kreis- und Landesgrenzen hinaus,etwa bis zu den Flughäfen Stuttgart und Frankfurt oder nach München. Besonders nachgefragt ist der Standort am Bahnhof Göppingen,der nach Angaben des Unternehmens zu den stärksten im gesamten DEER-Netz zählt.
Radverkehr weiter auf Erfolgskurs
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Thema Radverkehr,der sich im Landkreis Göppingen seit Jahren großer Beliebtheit erfreut – nicht zuletzt verstärkt durch die Pandemie. Der Landkreis wurde bereits mehrfach als „fahrradfreundlicher Landkreis“ ausgezeichnet,zuletzt 2024 mit dem neuen Landes-Qualitätssiegel. Das im Frühjahr 2025 verabschiedete Radverkehrskonzept setzt auf konkrete Verbesserungen – auch im Schurwald,etwa mit der „Schurwaldroute“ und dem touristisch bedeutenden Landesfernradweg auf der alten Bahntrasse Göppingen–Schwäbisch Gmünd. Ein weiteres Beispiel ist der neu angelegte Radweg entlang der B297 zwischen Wäschenbeuren und Birenbach,der direkt vom Bus aus sichtbar war.
Auch der Ostalbkreis baut sein Radwegenetz auf Basis des im Jahr 2024 verabschiedeten Radverkehrskonzepts weiter aus. Mit dem kürzlich abgeschlossenen Neubau des Radwegs zwischen Lorch und Weitmars durch die Stadt Lorch und den Ostalbkreis wurde eine wichtige Radverkehrsverbindung im Remstal stark aufgewertet. Das Beispiel macht aber auch deutlich,welche immensen personellen und finanziellen Ressourcen mit einer solchen Radwegemaßnahme inzwischen verbunden sind – auch aufgrund hoher Anforderungen und strenger Richtlinien. Angesichts der Haushaltslage der Kommunen braucht es auch weiterhin attraktive Förderprogramme aus Landes- und Bundesmitteln,um solch umfassende Infrastrukturmaßnahmen schultern zu können.
Mobilität für alle – auch barrierefrei gedacht
Besonderes Augenmerk wurde auch auf das Thema Barrierefreiheit gelegt. Im Sinne des diesjährigen Aktionsmottos „Mobilität für alle“ war auch die Kreisbehindertenbeauftragte des Landkreises Göppingen,Tina Schwenk,vor Ort.
Zum Abschluss dankten beide Landräte allen Beteiligten,insbesondere den Mobilitätskoordinatoren beider Landkreise,die das Pressegespräch vorbereitet und initiiert hatten. Das Treffen sei ein Beispiel dafür,wie durch gute Zusammenarbeit und klare Zielsetzungen trotz schwieriger Rahmenbedingungen zukunftsfähige Mobilitätslösungen entstehen können.
PM Landratsamt Göppingen